Historische Runde | Station 27

Katz-Werke

Historische Daten

Gründung „Katz & Klumpp“: 1852 | 1903 Erster Bierdeckel | 2009 Erwerb durch „Koehler-Group“

Heimat des Bierdeckels

Im Jahr 1716 flößte der Murgschiffer Johann Georg Katz erstes Holz aus dem Schwarzwald an seine Sägewerke, in denen später Telegrafenmasten und Eisenbahnschwellen hergestellt wurden.

Die Gründung der Firma Katz & Klumpp erfolgte 1852 und zum Kauf der Belzermühle kam es 1882. Dort wurden Holzabfälle zu Holzschliff für die Papierproduktion hergestellt.

Im Jahr 1892 entwickelte Robert Sputh aus Dresden mit dem Faserguß-Untersetzer den Vorläufer des heutigen Bierdeckels.

Casimir Otto, Mehrheitseigentümer einer Brauerei in Metz, griff die Idee als einer der ersten auf.

1903 begann man im Werk Weisenbach mit der Produktion von Bierdeckeln. 1928 ging die erste automatische Bierdeckel-Druckmaschine in Betrieb und 1969 konnte eine Bierdeckel-Druck und -Stanzmaschine eingesetzt werden. Die Umstellung vom Buchdruck zum Offsetdruck fand 1974 statt. 2001 fand eine weltweite Expansion statt. 

2009 erwarb die Koehler-Group aus Oberkirch die Katz-Werke und produziert seither rund 3,5 Milliarden Bierglasuntersetzern und 30.000 Tonnen Holzschliffpappe im Jahr.

Eine Erweiterung der Produktpalette des Grundwerkstoffes Pappe erfolgt ständig: Bierdeckel als Werbemittel, Schilder, Dämm-Unterlagen, Verpackung bei Lebensmitteln und Einsatz in der Industrie.

Das heutige Unternehmen (Katz GmbH & Co. KG) geht auf Katz & Klumpp zurück und hatte schon verschiedene Firmierungen. In der Region verbreitet ist der Name „KATZ-Werke“.

THE KATZ GROUP – 300 Jahre zwischen Murg & Schwarzwald

Ihren Ursprung hat die heutige The KATZ Group im Jahr 1716 an und auf der Murg. Zu dieser Zeit hatte der Murgschiffer Johann Georg Katz sein erstes Holz aus dem Schwarzwald auf dem Fluss an eines der Sägewerke geflößt. Seitdem bahnt sich auch das Unternehmen seinen Weg durch den Fluss der Geschichte.

In 300 Jahren wurde nicht nur ruhiges Gewässer befahren, auch so manche Stromschnelle und Untiefe musste überwunden werden. Eine Konstante blieb dabei über die Jahrhunderte erhalten: Der Rohstoff Holz.

Holz bestimmte Art und Umfang der Geschäftstätigkeit und führte das Unternehmen auch auf neue Wege, vom Handel über die Sägerei zur Imprägnierung und schließlich zur Pappenfabrikation. Diese ist gleichzeitig auch der Startpunkt einer ganz besonderen Erfolgsgeschichte, dem Bierdeckel von KATZ.

DIE GRÜNDUNGSJAHRE

Johann Georg Katz, den es 1716 von Pforzheim nach Gernsbach zog, begründete in Gernsbach die Geschichte der The KATZ Group. Johann Georg war wie sein Vater im Flößergewerbe tätig. Er wusste, welches Potenzial hinter der Weiterverarbeitung des eigenen Holzes steckt. Den dafür nötigen Schritt beschreitet er 1757 als neuer Eigentümer einer Sägemühle in Gernsbach. Als Johann Georg Katz 1773 stirbt, ist er einer der führenden Schiffer in der Murgschifferschaft. Sein Sohn aus zweiter Ehe, Johann Casimir Katz, übernimmt das Geschäft seines Vaters, der es wiederum an seine Nachkommen übergibt.

DIE INDUSTRIALISIERUNG

Die Epoche der industriellen Revolution, das 19. Jahrhundert, bringt auch für das Unternehmen revolutionäre Umwälzungen mit sich. Der Bau von Eisenbahnlinien, sowie der Ausbau des Telefon- und Stromnetzes lösen einen hohen Bedarf an Holzschwellen und Holzmasten aus. Zwei Männer sind zu dieser Zeit maßgeblich an dem Erfolg des Unternehmens beteiligt: Casimir Rudolf Katz und nach ihm sein Sohn Casimir Otto Katz. Unter der Leitung von Casimir Rudolf Katz wächst das Unternehmen auf 18 Werke in Süddeutschland an. Darunter auch die Gemeindesäge Weisenbach, die er 1846 kauft, der heutige Standort der Hauptverwaltung von der The KATZ Group.

Mitverantwortlich für das Wachstum der Firma, dass von Casimir Rudolf in Deutschland eingeführte Kyan-Verfahren zur Imprägnierung von Holz. Als erster in Deutschland lässt er 1858/59 einen Imprägnier Trog im Werk Gernsbach aufstellen. Casimir Rudolf hat aber noch größere Pläne für die Zukunft, er will im Murgtal Papier produzieren. Um die nötigen Mittel dafür aufbringen zu können, gründet er 1852 mit einem befreundeten Holzhändler die Firma Katz & Klumpp. Seinen Plan kann Casimir Rudolf nicht mehr verwirklichen, am 10. März 1880 stirbt er an den Folgen einer Lungenentzündung. 

Sein Sohn Casimir Otto Katz schaffte es auf Grund der Erbschaftsregelung nur die Werke in Gernsbach, Weisenbach und Hilpertsau zu erhalten. Schon bald nach der Übernahme des Unternehmens verfolgt Casimir Otto die Vision seines Vaters weiter. 1883 lässt er in der Belzermühle in Weisenbach die erste Holzschleiferei des Murgtal´s errichten. Dort und in den zwei folgenden Holzschleifereien von KATZ im Murgtal lässt er aus den Holzresten der Masten- und Schwellenproduktion Holzschliff produzieren. Der Erfolg ermöglicht 1896 auch den Kauf der Erlenmühle in Weisenbach, die heute noch im Besitz der „The KATZ Group“ ist.

die Geschichte des Bierdeckels

Auch die wohl wegweisendste Veränderung für das Unternehmen hat Ihren Ursprung zu dieser Zeit. Im Jahr 1892 entwickelte Robert Sputh aus Dresden mit dem Faserguß-Untersetzer den Vorläufer des heutigen Bierdeckels.

Casimir Otto, Mehrheitseigentümer einer Brauerei in Metz, greift die Idee als einer der ersten auf. 1903 begann man im Werk Weisenbach mit der Produktion von Bierdeckeln. Zuerst aus grobem Holzschliff, ab 1909 aus Handholzpappe. Dafür wird das Werk Weisenbach grundlegend modernisiert. Zwei neue Turbinen, die Energie für zwei neue Holzschleifer und das Sägewerk liefern, ermöglichen die Produktion des benötigten Feinschliffs.

Auf drei Rundsiebmaschinen wurden aus diesem anschließend Handholzpappe-Bögen erzeugt. Aus den getrockneten Bögen stanzte man von Hand die Bierdeckel aus, die im letzten Schritt im Buchdruckverfahren bedruckt wurden. Der ganze Produktionsprozess erwies sich als sehr aufwendig und kaum rentabel. Beim Tot von Casimir Otto im Jahr 1919 wurden im Werk Weisenbach täglich ca. 15.000 Bierdeckel produziert.

Dies nahmen die Söhne von Casimir Otto zum Anlass, um nach einem rentableren und schnelleren Verfahren für die Bierdeckelproduktion zu suchen. Für die Entwicklung wurde 1928 der Ingenieur Isleiber beauftragt. Nach zweijähriger Entwicklungszeit konnte 1930 endlich ein Patent für eine Biertellerguß-Maschine angemeldet werden. Bei ihr wurden die Bierdeckel direkt in Formen gegossen, wodurch der Arbeitsschritt des Stanzens entfiel. Die erste fast automatisch arbeitende Biertellerguß-Maschine hatte bereits eine Kapazität von 30.000 Stück pro Tag. Die als BTA-Bierglasuntersetzer (BTA = Biertellerautomat) verkauften Bierdeckel galten als besonders saugfähig und fanden schnell reißenden Absatz. 

Bierdeckel von KATZ gab es ab sofort von Shanghai bis Amerika und auf der Polarfahrt des Zeppelins „Graf LZ 127 Graf Zeppelin“ 1931 eroberte der KATZ Bierdeckel sogar die Polarregion. 

1935 ist die Kapazitätsgrenze erreicht, die Produktion in Weisenbach wird ausgebaut und 1938 eine große dreifarbige Druckmaschine gekauft.

Die Nachkriegsjahre

Die erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens wird vom 2. Weltkrieg unterbrochen. Während das Sägewerk auch in den Kriegsjahren betrieben wird, steht das Pappen- und Untersetzerwerk ab 1944 kriegsbedingt still. Die Stärke des Unternehmens, im Besitz von Werken der Holzverarbeitung in Grenzgebieten zu sein und dort frachtgünstig importieren und exportieren zu können, wird nach dem 2. Weltkrieg zu einer Herausforderung.

In Weisenbach nahm man 1946 wieder die Produktion von Bierdeckeln auf und ab 1948 belieferte man wieder alle westdeutschen Länder. Erst mit der Währungsreform und dem dadurch einsetzenden Wirtschaftswunder wurde die Bierdeckelproduktion zu einer der tragenden Säulen des Unternehmens.

Um die wachsende Nachfrage befriedigen zu können, entschied man sich 1957 für die Anschaffung einer Langsiebmaschine. Im Sommer 1960 wird die erste Holzschliffpappe mit der heute noch genutzten Langsiebmaschine in Weisenbach produziert.

1970 wird schließlich die KATZ Werke AG unter neuer Leitung gegründet. Als letzter Angehöriger der Familie Katz begleitet Dr. Casimir Katz die Firma als Aufsichtsratsmitglied bis zur Fusionierung mit der Firma Pfleiderer im Jahr 1991. Nach der Übernahme wird weiter in den Standort in Weisenbach investiert.

1972 beginnen die Modernisierungsarbeiten mit dem Abbau der zwei handbestückten kleinen Stetigschleifer, die durch einen Vier-Pressen-Schleifer ersetzt werden. Die erste 4-farben Offset-Druckmaschine wird 1974 in Betrieb genommen. 1992 wird der Vier-Pressen-Schleifer durch einen großen automatisierten Stetigschleifer ersetzt. 1994 folgt zu guter Letzt eine neue Entrindungsanlage, die auch hier die schwere Handarbeit ablöst.

Eine Strategieänderung bei der Pfleiderer Gruppe führt zu einer Neustrukturierung des Unternehmens. Der Anfang von turbulenten Jahren für KATZ in Weisenbach.

Im Jahr 2000 wird das Pappenwerk in Weisenbach an drei Führungskräfte des Unternehmens verkauft. Mit der neu gegründeten KATZ International Coasters GmbH & Co. KG werden in Großbritannien und Belgien Mitbewerber gekauft. Bereits 2005 wird das Unternehmen an die Privat Equity Unternehmen Equivest und Kinsky Capital veräußert.

Mit dem neuen Namen „The KATZ Group“ werden weitere Mitbewerber in die Gruppe integriert. Neben einem Bierdeckelhersteller in Deutschland werden zwei amerikanische Bierdeckeldruckereien in den USA übernommen.

Die Strategie des Managements geht nicht auf

Allein durch den Verkauf von Bierdeckeln kann das Unternehmen nicht bestehen. 2009 muss die Firmenleitung Insolvenz anmelden. Die Suche nach einem Käufer beginnt erneut und stößt bald auf Erfolg.

The KATZ Group – Member of the Koehler Paper Group

Mit der Koehler Paper Group aus Oberkirch findet sich ein Käufer aus der Branche, der seit über 200 Jahren fest in der Region verwurzelt ist. Das familiengeführte Unternehmen ist heute bekannt für hochwertige Spezialpapiere.

Nach der Übernahme werden vom Mutter-Konzern mehrere Millionen Euro für Investitionen freigegeben. Neben dringend notwendigen Modernisierungsarbeiten werden 2010 eine Wärmerückgewinnungsanlage und eine neue digitale Druckmaschine in Betrieb genommen. Im April 2015 werden die Modernisierungsarbeiten an den 2 Wasserkraftwerken in Weisenbach abgeschlossen. Vier hocheffiziente Kaplan-Turbinen erzeugen über Generatoren jetzt regenerative Energie für eine noch nachhaltigere Ausrichtung des Unternehmens. Gleichzeitig wurde die ökologische Aufwertung der Murg mit Auf- und Abstiegsmöglichkeiten für Fische umgesetzt. Zuletzt begann im Winter 2015 die Neugestaltung und Sanierung, der in die Jahre gekommenen Außenfassade des Unternehmens.

Aber nicht nur Äußerlich hat sich etwas getan. The KATZ Group ist es geglückt den Ausgangsstoff auf Holzschliffbasis, der die Kernkompetenz des Unternehmens darstellt, zielsicher in die Zukunft zu führen.

Dem Kerngeschäft, Bierdeckel aus Holzschliffpappe zu fertigen, ist man treu geblieben. Aber KATZ steht heute für viele weitere Produkte. Durch technische Veränderungen in der Produktion findet der Werkstoff heute seine Anwendung als „KATZ FOOD SAFETY BOARD“ in der Lebensmittelindustrie, als „KATZ AIRFRESHENER BOARD“ für Lufterfrischer oder kann als Buchbindermaterial und Druckausgleichsmaterial genutzt werden. 

Aber auch am POS- und Trittschallmarkt sorgt „The KATZ Group“ mit ihren Produkten „KATZ DISPLAY BOARDS“ und „GREEN LIGNIN“ für Aufsehen und bietet den beiden Branchen eine echte Rohstoff-Alternative.

KATZ produziert heute rund 3,5 Milliarden Bierdeckel und 30.000 Tonnen Holzschliffpappe im Jahr. 100% der Wertschöpfung werden am Firmensitz im Schwarzwald abgedeckt und der eigene Produktionsprozess wurde an den Aspekten der Nachhaltigkeit ausgerichtet. Produkte aus dem Hause KATZ sind nicht nur „Made in Germany“, sie sind auch „Made in Black Forest“. Denn, wer auf den Wald als Rohstofflieferanten für Holz angewiesen ist, ist am besten im Wald zuhause.

Das ist KATZ seit 300 Jahren.

Straßenbau

Chronik der Katz-Werke

Chronik 1
Chronik 2

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