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Weinanbau

Historische Daten

Erste urkundliche Erwähnung: 1481 | 1950 Umlegung des Geländes | 2010 Weingut Strobel

Weinberg „Kapf“

Im späten Mittelalter war der Weinanbau im Murgtal weit verbreitet und der Bedarf an Hauswein war groß. Die erste urkundliche Erwähnung des Weisenbacher Weinanbaus stammt aus dem Jahr 1481.

Qualitätsprädikate erhielt der Wein in früheren Zeiten allerdings nicht. Zeitweise bewirtschaftete man auf der Gemarkung Weisenbach fünf verschiedene Anbaugebiete: Kirchreben, Hailreben, Kestelberg, Kapf und Wingert.

Im Dritten Reich kam das Verbot für sämtliche „Amerikaner-Reben“. Der Weinanbau in der Nachkriegszeit und bis vor wenigen Jahren galt als zusätzlicher Nebenerwerb. Unter dem Namen „Wendelinustropfen“ wurde der Weißwein bekannt.

1950 erfolgte die Umlegung des Rebgeländes „Kapf“. Nach einer Flurbereinigung im Jahre 1972 gründete der Gartenbauverein Weisenbach eine eigene Abteilung Weinbau. Man modernisierte und reaktivierte. Die Rebsorten waren Spätburgunder, Ruländer und Müller-Thurgau.

Da dann jedoch altersbedingt immer mehr Winzer ihre Rebstöcke ausstockten und Flächen brach lagen, beschloss man den Weinberg als Einheit zu erhalten, da er ortsbildprägend ist.

2009 erwarb die Gemeinde Weisenbach die einzelnen Parzellen von den Grundstückseigentümern und verkaufte den Weinberg „Kapf“ an Familie Gerhard Strobel.

2010 gab es bereits den ersten Weisenbacher Wein des Weinguts Strobel, einen „Müller-Thurgau“. In der 2012 eingeweihten Weinberghütte werden seither Weinproben angeboten aus den Sorten Spätburgunder, Weißburgunder, Chardonnay, Rosé und ein Secco.

Zukunft des Weinberges „Kapf“ gesichert

(Quelle: Gemeindeanzeiger Weisenbach #47/2008)

Nach zahlreichen Gesprächen, Verhandlungen und dem Erwerb von 100 Grundstücken von 124 Eigentümern durch die Gemeinde Weisenbach in den letzten Monaten ist die Zukunft des rund 2,5 Hektar großen Weisenbacher Weinbergs »Kapf« gesichert.

In den letzten Jahren haben mehr und mehr Hobbywinzer die Bewirtschaftung ihrer Grundstücke aus Aters- und Gesundheitsgründen aufgegeben. Während noch in den Nachkriegsjahren mit den Kirchreben, den Hailreben, dem Kestelberg, dem Kapf und der Schleifmühle gleich mehrere zusammenhängende Rebflächen vorhanden waren, blieb zuletzt lediglich noch der Kapf als einziges zusammenhängendes Weinbaugebiet in Weisenbach übrig. Und auch dort haben sich mehr und mehr Hobbywinzer im Lauf der letzten Jahre zurückgezogen und zwischen den Reben Brachflächen gebildet. Die Sorge um die Zukunft des Weinbergs »Kapf« führte die Winzer bereits im Sommer des Jahres 2007 zu einem ersten gemeinsamen Gespräch im Weisenbacher Kolpinghaus zusammen.

Dabei wurden Überlegungen und Ideen angestellt, wie die Zukunft des Weinbergs »Kapf« mittel- bzw. langfristig gesichert werden kann. Insbesondere auch die Hobbywinzer selbst hatten ein Interesse daran, dass es mit dem Weinbau in Weisenbach weitergeht. Zunächst hatte das Weingut »Schloss Eberstein« Interesse an einer Bewirtschaftung des Weinberges »Kapf«. Allerdings wäre hierfür ein Komplettumbau des Weinberges und eine Bewirtschaftung in Terrassenform vorgesehen gewesen. Aufgrund anderer, vielfältiger Arbeiten und der für den Umbau notwendigen hohen Investitionen war dem Weingut »Schloss Eberstein« eine kurzfristige Übernahme des Weinbergs »Kapf« nicht möglich. Die Gemeinde, so Bürgermeister Toni Huber, machte sich daher auf die Suche nach weiteren Lösungsmöglichkeiten zur Zukunftssicherung. Die endgültig gefundene Lösung wurde in einem Pressetermin im Weinberg »Kapf« vorgestellt. Der Weisenbacher Gerhard Strobel gründet ein eigenes Weingut und betreibt zukünftig den Weinberg »Kapf«.

Wie Gerhard Strobel ausführte, ist der Weinbau selbst in der eigenen Familie mit einer langen Tradition verbunden, denn schon der Großvater und sein Vater waren als Hobbywinzer tätig. Für die Betriebsleitung konnte Gerhard Strobel das Weingut Jacob Duijn aus Bühl-Kappelwindeck gewinnen. Nach mehreren Gesprächsrunden und Besichtigungen war Jacob Duijn von der hervorragenden Lage des Weinbergs Kapf überzeugt.

Der Holländer Jacob Duijn verwirklichte sich 1994 seinen Traum von einem eigenen Weingut, in dem er auf dem Bühlertäler Engelsfelsen seinen ersten Weinberg erwarb. Heute betreibt Jacob Duijn mit seinem Weingut neben dem Bühlertäler Engelsfelsen weitere Bereiche auf dem Altschweierer Sternenberg sowie seit Mai 2000 das Gut Alsenhof bei Sasbachwalden. Für seine hervorragende Rotweinkollektion wurde das Weingut Duijn im Jahre 2005 zum »Weingut des Jahres« ernannt. Beim Kauf neuer Parzellen legt Jacob Duijn stets großen Wert auf zusammenhängende Flächen und auf das Alter der Reben. So erreichen seine Rebstöcke, obwohl das Weingut noch relativ jung ist, ein Durchschnittsalter von rund 25 Jahren. Jacob Duijn setzt ausschließlich auf einen biologisch dynamischen Anbau und möchte im Jahre 2010 mit einem Weisenbacher Weiß-, Rot- und Rosé-Wein die erste Ernte vom »Kapf« auf den Markt bringen.

Als »Edelmarke« soll ab 2011 ein Weisenbacher »Kapf« auf den Markt kommen. Zunächst wird die Bewirtschaftung noch in bisher gewohnter Form erfolgen, ehe dann komplett auf den biologisch dynamischen Anbau umgestellt wird. Schon in naher Zukunft sollen die in den letzten Jahren nicht mehr bewirtschafteten Flächen wiederum bepflanzt werden. Ab etwa Mitte Dezemberwird das Weingut Duijn im »Kapf« die Arbeit aufnehmen.

Das Weingut Duijn beliefert Kunden im In- und Ausland, darunter insbesondere die Spitzengastronomie u. a. auch im oberen Murgtal.

Weinguide Anne Seifried, eine gelernte Restaurantfachfrau, welche beim Weingut Duijn arbeitet, wusste aus ihren Erfahrungen zu berichten. Bei den Gruppen, welche sie betreut, gehört zu einer umfassenden Weinprobe nicht nur ein Vesper sondern auch das Erlebnis in der Natur. So gehören zu ihrem Konzept auch Führungen und Weinseminare im Weinberg selbst. Auch die Auszubildenden im Hotel- und Gaststättenfach möchte sie dabei mit einbinden und ihnen aufzeigen, was im Weinberg alles zu tun ist, um einen Spitzenwein ernten zu können.

Von Seiten der Abteilung Weinbau des Obst- und Gartenbauvereins Weisenbach zeigte sich Abteilungsleiter Gerhard Karcher äußerst glücklich über die nunmehr gefundene Lösung. Der erstmals im Jahre 1481 urkundlich erwähnte Weinbau in Weisenbach geht mit dieser Lösung einer gesicherten Zukunft entgegen.

Vor rund 35Jahren hatten sich die Weisenbacher Hobbywinzer damals der Affentaler Winzergenossenschaft angeschlossen. Auch damals waren Strukturprobleme bei den Winzern ausschlaggebend für diesen Anschluss. Zwischenzeitlich stand man nunmehr wiederum vor dem Strukturproblem, dass der Winzernachwuchs fehlt. Gerhard Karcher zeigte sich daher äußerst zufrieden über die gefundene Lösung und bot Gerhard Strobel und Jacob Duijn seine Hilfe im Weinberg an.

Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten die Trauben an die Winzergenossenschaft Affental abgeliefert wurden, wird es zukünftig einen echten Weisenbacher Wein geben, von welchem dann etwa 8.000 bis 12.000 Flaschen auf den Markt kommen werden.

Auch wenn noch Gespräche mit einigen wenigen Privateigentümern notwendig sind und Vertragsdetails zwischen der Gemeinde und dem Weingut Strobel besprochen werden müssen, war beim Pressetermin die Erleichterung über die Zukunftssicherung des Weinbergs »Kapf« zu spüren

Weinberg "Kapf"
Sonnenverwöhnt

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